Die Geschichte der ersten Fiat-Sechszylinderbaureihe nach dem Krieg begann 1959 mit den Typen 1800 und 2100. Mit hocheleganter Trapezform und guter Ausstattung wären die Voraussetzungen gut gewesen, aber Qualitäts- und technische Probleme erschwerten den Start. Bereits 1961 wurden dann mit 1800 B und 2300 verfeinerte Fahrzeuge auf den Markt gebracht. Der 2300 Lusso als letzte Version mit nochmals verbesserter Ausstattung erschien dann 1964, auf einen wirklich neuen großen Fiat musste man bis 1969 warten, als der 130 präsentiert wurde. Von allen Modellen der 1800/2100/2300-Baureihe gab es auch einen hocheleganten Familiare, zudem von 2100/2300 noch die Berlina Speciale mit verlängertem Radstand und eleganter Optik, hauptsächlich als Repräsentationsfahrzeug. Außerdem baute man ab 1962 auch das Triebwerk des 1500 in die große Karosse ein, der 1500L war ursprünglich als Taxi gedacht, wurde aber auch an Privatleute mit Erfolg verkauft. In Spanien wurde das Fahrzeug als Seat 1400 C, später als 1500 bekannt, aber das würde zu weit führen. Natürlich gab es auch viele Sonderkarosserien, ein Vignale 2100 war kurz im Verkaufsprogramm der deutschen Fiat, der Ghia 2300 S wurde ja in Serie gebaut. Zur Vertiefung dieses Themas empfehlen wir einen Besuch auf Fiatfuoriserie, wo Alessandro Sannia seine Bücher über sonderkarossierte Fiats anbietet. Selbst der Experte kommt immer wieder ins Staunen ob der Kreativität der hauptsächlich italienischen Blechschneider.
Auch bei diesem Modell gefällt der Gesamteindruck, der 2300 Lusso Familiare sieht stattlich aus, wenn man bedenkt, dass das Original nur knapp 4,50 Meter lang ist. Einfarbig dunkelrot oder dunkelgrün; weiß oder mittelblau mit schwarzem Dach ist die realistische Farbauswahl. Die Ausführung ähnelt dem 1500, Chromteile gibt es beim 2300 auch für die Türgriffe und die gesamte Front, der Rest ist meist sauber silber bedruckt. Sehr schöne Rücklichter, schwarz abgesetzte Gummis auf den vorderen Stoßstangenhörnern (ein Zeichen, dass es sich um einen 2300 Lusso handelt), und sogar bedruckte Nummernschilder lassen keine Wünsche offen. Der Innenraum entspricht in der Ausführung dem des 1500, im Gepäckraum sind die Scheuerleisten graviert, aber nicht farblich hervorgehoben. Zwei Ungenauigkeiten gilt es leider zu vermerken: Im Frontbereich fehlt zwischen Grill und Stoßstange ein in Wagenfarbe lackierter Streifen, was wohl der Produktion der Front in einem Teil geschuldet ist, gravierender ist das Fehlen der Profilierung im Dach, beim Original sind da zwei parallel verlaufende Sicken, die kurz hinter der Windschutzscheibe beginnen und bis zu den Scharnieren der Heckklappe reichen. Abgesehen davon ist der Fiat 2300 Lusso Familiare ein für die Preisklasse beeindruckendes Modell.
Text: Rudi Seidel
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